Premiere "Hänsel und Gretel"

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Szene aus Hänsel und Gretel Besenkampf
Henriette Schein (Gretel) · Carlotta Lipski (Hänsel)

Premiere am 3. November 2022
19.30 Uhr · Wolfgang-Rihm-Forum

Weitere Vorstellungen:
5. November · 19.30 Uhr
6. November · 15.00 Uhr
8. November · 11.00 Uhr
10. November · 19.30 Uhr
12. November · 19.30 Uhr

TICKETS

15 € · 10 € (erm)
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Restkarten an der Abendkasse ab 1 Stunde vor Beginn.


Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel ist die erfolgreichste Märchenoper aller Zeiten. Sie wurde 1893 in Weimar uraufgeführt (Dirigent war Richard Strauss) und sofort an fast 50 Bühnen nachgespielt. Bis heute bedeutet sie für viele Kinder die erste Begegnung mit der Oper. Doch nicht nur Kinder lieben sie: Musiker des Orchesters bewundern Humperdincks kunstvolle Instrumentation und die Balance zwischen eleganter Melodik und Kontrapunkt. Auch Sängerinnen und Sänger spüren, dass dieser Komponist sein Handwerk beherrschte. Als Assistent von Richard Wagner hatte Humperdinck angefangen, später lehrte er als Kompositionsprofessor zwanzig Jahre lang in Berlin.
Gewiss: Viele Konfliktstoffe, die der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim in den Grimm’schen Märchen entdeckte, spielen in der Oper keine Rolle. Trotzdem ist das Stück alles andere als ein harmloses Weihnachtsmärchen. Es spielt im Sommer, und die Geschichte mit der Hexe und ihrem Lebkuchenhaus geht auf einen realen Mord im 17. Jahrhundert zurück. Wichtig ist vor allem die Psychologie der Kinder, deren „Hunger“ als Symptom für soziale Verwahrlosung und seelische Einsamkeit verstanden werden kann. Und was wäre, wenn das, was im Elternhaus und im Hexenhaus geschieht, nur zwei Seiten desselben Erlebens wären?
Die Aufführung an der Hochschule für Musik Karlsruhe spürt solchen Fragen nach. Sie behält im Blick, dass Engelbert Humperdinck im selben Jahr geboren wurde wie Leoš Janáček: zwei Komponisten, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Klangsprache, die Natur als Spiegel menschlicher Seele einfingen. Zufall, dass „Hänsel und Gretel“ im selben Jahrzehnt entstand, in dem Sigmund Freud begann, öffentlich über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene nachzudenken?
Stephan Mösch